Dienstag, 26. Oktober 2010

Anerkennung von Wundern - die Selig- und Heiligsprechungsverfahren

Wie anerkennt die katholische Kirche Wunder?

Die katholische Kirche sieht ihren Heilsdienst nicht zuletzt darin, den Menschen Vorbilder des christlichen Glaubens und Beispiele eines vor Gott geglückten Lebens anzubieten. Konkret geschieht dies, indem die Kirche Menschen aller Altersstufen und aller sozialen Schichten selig oder heilig spricht. Die Ausbildung der Seligsprechung als eigenes Rechtsinstitut geht in erster Linie zurück auf Papst Benedikt XIV. (1740-1758). Er hat die im Laufe der Jahrhunderte gewachsene Erfahrung mit kirchlichen Heiligsprechungsverfahren gesammelt und in seinem vierbändigen Werk "Opus de servorum Dei beatificatione et Beatorum canonizatione" (1734-1738) vorgelegt. Besonders die darin enthaltene theologische Lehre zur heroischen Tugend, zum Martyrium und den Wundern besitzt bis heute große Aktualität.

Das derzeitige Verfahren für Selig- und Heiligsprechungsprozesse stützt sich auf die Bestimmungen der "Novae Leges pro Causis Sanctorum" aus dem Jahr 1983, die von Papst Johannes Paul II. erlassene Apostolische Konstitution "Divinus perfectionis Magister", deren Anliegen die Neuordnung der Kanonisationsverfahren darstellt, sowie die von der römischen Heiligsprechungskongregation im Jahr 2007 im Auftrag von Papst Benedikt XVI. erlassene Instructio „Sanctorum Mater“. Das Selig- und Heiligsprechungsverfahren ist in seinen einzelnen Schritten genau festgelegt, wobei vor allem zwei Ebenen zu unterscheiden sind: Das Verfahren in den einzelnen Diözesen und das Verfahren an der römischen Heiligsprechungskongregation.

Bischof Dr. Rudolf Graber hat 1977 die Abteilung für Selig- und Heiligsprechungsprozesse für das Bistum Regensburg gegründet. Dem derzeitigen Leiter der Abteilung, Domvikar Georg Schwager, ist von Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller die Aufgabe übertragen, in enger Zusammenarbeit mit den Postulatoren und den zuständigen Stellen an der Heiligsprechungskongregation die einzelnen Abschnitte der für das Bistum Regensburg laufenden Verfahren zu begleiten und anstehende Fragen zu klären.

Für unsere Diözese trifft dies in erster Linie für folgende Verfahren (Causen) zu: Weihbischof Georg Michael Wittmann († 1833), Anna Schäffer († 1925), Bernhard Lehner († 1944) und Therese Neumann († 1962). Daneben sind folgende Causen von Ordensangehörigen, an deren Fortführung die Diözese Regensburg interessiert ist, derzeit in Rom anhängig: Bartholomäus Bauer (Franziskanerpater, † 1621), Liberat Weiß (Franziskanerpater, † 1716), M. Theresia Gerhardinger (Gründerin der Armen Schulschwestern, † 1879), Viktrizius Weiß (Kapuzinerpater, † 1924) und Eustachius Kugler (Barmherziger Bruder, † 1946).

Die Seligsprechung Anna Schäffers 1999 stellte einen Höhepunkt in der relativ jungen Geschichte der Abteilung dar. Die zahlreichen Gebetsanliegen und Gebetserhörungen, die der Fürsprache der genannten Heiligsprechungskandidaten zugeschrieben werden, werden aufmerksam gesichtet, bearbeitet und archiviert. Verehrer aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, besonders aus dem Bundesgebiet, aber ebenso aus Österreich, der Schweiz und den angrenzenden Nachbarstaaten wenden sich mit Anliegen, Bitten und Bestellungen an die bischöfliche Behörde. Allein die Causa Anna Schäffer kann ca. 20.000 Gebetserhörungen nachweisen. Regelmäßig erscheinende Rundbriefe halten die Verehrer über die neuesten Entwicklungen der Prozesse, wie auch über Neuerscheinungen auf dem Laufenden. Sie bilden darüber hinaus ein wichtiges Kontaktorgan zum Verehrerkreis der einzelnen Kandidaten.

Die Abteilung verfügt über eine Bibliothek der Lebensgeschichten von Heiligen, deren Großteil in der einstigen Wohnung von Bischof Georg M. Wittmann im heutigen Diözesanzentrum Obermünster untergebracht ist. Um die Verbreitung von Literatur, Informationsschriften und Gebetsbildchen über die anhängigen Prozessverfahren sicherzustellen, besitzt die Abteilung einen eigenen Verlag. Das Verlagsprogramm kann über die regelmäßigen Rundbriefe bezogen werden. In den Zuständigkeitsbereich der Abteilung fällt außerdem das im Geburtshaus von Therese Neumann in Konnersreuth untergebrachte Dokumentationszentrum. Leitung und Beaufsichtigung des Zentrums erfolgt in gegenseitiger Absprache zwischen Pfarrer Dr. Wolfgang Vogl und Domvikar Georg Schwager.

Quelle: http://www.bistum-regensburg.de/borPage000092.asp

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